#15311

STADT ALS ORNAMENT

Abu Hajar-Mazzaj, Syrian rap

Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten

4 July 2018. An investigation of the city as a phenomenon of social interaction and the possibilities of individual and communal participation – as reflected in the exhibition STADT ALS ORNAMENT – can surely find no better musical expression than in rap and hip hop culture. More than perhaps any other genre of music, rap is an art form with its roots firmly in the urban space. From its origins in late 70s NYC it has been absorbed and reinvented around the world, bearing witness to the social, economic and political realities of the times. Hip-hop music that emerged from the Arab Spring transcended borders and resonated throughout the region: Arabic rap in particular embodies both an expression of the rich Arabic poetic history as well as a voice of protest and resistance.

The songs presented by Mohammad Abu Hajar in the context of the exhibition “Stadt als Ornament” bear witness to the political realities of today’s Syria as well as to the artist’s life in exile. “We Fed Up” is dedicated to all political detainees and their mothers; “Down With the Homeland” is a response to the Syrian political situation three years after the revolution; “Uncertain State” sees a collective hope for a better life in Syria, or a better life in Europe, vanishing. The number of the evening’s ITINERANT INTERLUDE #15311 refers to the date of the civil uprising in Damascus – March 15, 2011 – which marks the beginning of the Syrian revolution.

The group show STADT ALS ORNAMENT was curated by Veronika Witte. Works by Juliane Duda, Tatjana Fell, Jörn Gerstenberg, Fernando Niño-Sanchez, Mariel Poppe, Inken Reinert, Birgit Schlieps, Sencer Vardarman und Gabriele Worgitzki.

___________________

4. Juli 2018. Die Stadt als Phänomen sozialer Interaktion zu erkunden und die Möglichkeiten individueller und gemeinschaftlicher Teilhabe zu testen, könnte wohl keinen besseren musikalischen Ausdruck finden als in der Kultur des Hip-Hop und Rap. Mehr als fast jedes andere Musikgenre ist Rap fest im urbanen Raum verwurzelt. Seit seinen Ursprüngen im New York City der 70er-Jahre, wurde Rapmusik in aller Welt aufgenommen und neu erfunden; sie zeugt von der sozialen, wirtschafltichen und politischen Realitäten der Zeit. In der arabischen Welt erfährt Hip-hop – aus dem arabischen Frühling entsprungen – eine Resonanz weit über ihre Grenzen hinaus: Arabischer Rap ist somit Ausdruck der reichen Tradition arabischer Poesie als Stimme des Widerstands.

Die von Mohammad Abu Hajar im Kontext der Ausstellung “Stadt als Ornament” vorgetragenen Lieder zeugen von den politischen Realitäten im heutigen Syrien sowie seinem Leben im Exil. “We Fed Up” ist allen politischen Häftlingen und ihren Müttern gewidmet – es handelt sich um einen Ausdruck von Widerstand, um die Fortsetzung einer Revolution, um einen Kampf für Freiheit und Würde angesichts jahrzehntelanger Unterdrückung. “Down with the Homeland” ist eine Antwort auf die politische Situation Syriens drei Jahre nach der Revolution; “Uncertain State” reflektiert das Verschwinden jeglicher Hoffnung einer besseren Zukunft für Syrien sowie Europa. Die Nummer des  ITINERANT INTERLUDE #15311 bezieht sich auf den Tag des Bürgeraufstands in Damaskus am 15. März 2011, dem Beginn der syrischen Revolution.

In seiner Heimatstadt Tartus an der syrischen Mittelmeerküste hat sich Mohammad Abu Hajar mit Rap, Straßenaktionen und in Koordinationsausschüssen oppositioneller Gruppen gegen Assads Regime engagiert. Mit seiner 2007 gegründeten Band Mazzaj Rap bringt er arabische Klänge mit Texten über Politik, Religion und Alltag aus dem Nahen Osten zusammen. Aufgrund seiner Musik und seines Aktivismus wurde er unter der syrischen Diktatur inhaftiert; nach seiner Freilassung gelang ihm der Flucht über den Libanon nach Rom. Seit 2014 lebt Hajar in Berlin und tritt international mit seiner Band oder als Solisten auf.